Von: D. Schröder

Einsatzzeitpunkt: 29.06.2022 / 21:42 Uhr
Einsatzstichwort: Brand_3 / Küchenbrand mit MIG (Menschen in Gefahr)
Einsatzort: Hauptstraße / Warstein

„Küchenbrand - Menschenleben in Gefahr“, diese Worte, die auf den piependen Funkmeldeempfängern standen, ließen am Mittwochabend um 21:42 Uhr den Puls der Einsatzkräfte des Löschzuges Warstein in die Höhe schnellen. In kurzer Zeit entwickelte sich in den Folgeminuten ein Großeinsatz für die Feuerwehr Stadt Warstein.

Wenige Minuten nach der Alarmierung traf das erste Löschfahrzeug vor dem Altbau an der Hauptstraße ein. Aus einem Fenster im zweiten Obergeschoss drang dichter Rauch und machte allen Einsatzkräften klar: Es muss schnell gehen. Unmittelbar nach der Ankunft drangen zwei Trupps unter schwerem Atemschutz mit zwei C-Rohren durch das Treppenhaus zu der betroffenen Wohnung vor. Ihre Aufgaben waren klar: Menschenrettung und Brandbekämpfung.

Als der erste Trupp im Kriechgang in die komplett verrauchte Wohnung ging, schlug ihm bei kompletter Nullsicht bereits eine große Hitze entgegen. Nach wenigen Metern, die fortlaufend nach möglicherweise bewusstlosen Personen abgetastet wurden, waren die Einsatzkräfte an der in Vollbrand stehenden Küche angelangt und konnten eine Durchzündung der gesamten Wohnung durch gezielten Einsatz des Strahlrohrs rechtzeitig verhindern. Kurzzeitig schlugen offene Flammen aus einem geplatzten Fenster der lichterloh brennenden Küche. Ein weiterer Atemschutztrupp wurde parallel zur Brandbekämpfung im Innenangriff mit der Drehleiter an ein Seitenfenster herangefahren und kühlte den Brand von dort gezielt herunter.

Herausfordernd war es für die Führungskräfte vor dem Haus, valide Informationen zu bekommen, wie viele Personen sich vor Eintreffen der Feuerwehr ins Freie hatten retten können, da von den Hausbewohnern unterschiedliche Angaben gemacht wurden, wie viele Menschen sich im Haus aufgehalten hatten. 

Zwischenzeitlich herrschte die Aussage, dass sich noch zwei Kinder in der Wohnung befinden sollten. Die Wohnung wurde von den eingesetzten Trupps komplett abgesucht - Personen wurden dabei nicht gefunden. Dann kam die für alle erlösende Nachricht: Die mutmaßlich vermissten Kinder hielten sich bei Freunden auf.

Um 21.57 Uhr, 15 Minuten nach der ersten Alarmierung, wurde das Einsatzstichwort auf „Brand_3“ erhöht, sodass neben den Kräften des Löschzugs Warstein, der Drehleiter aus Belecke und der Einsatzleitwagen-Staffel Nord auch die Löschgruppen Suttrop und Hirschberg sowie die gesamte ELW-Gruppe zur Hauptstraße gerufen wurden. Hintergrund war vor allem die absehbar große Anzahl benötigter Atemschutzgeräteträger sowie die zu diesem Zeitpunkt unklare Aussicht, wie weit der Brand sich möglicherweise in das Dachgeschoss des Altbaus ausgebreitet hatte. Deshalb wurde zusätzlich eine zweite Drehleiter der Feuerwehr Rüthen angefordert.

Das Feuer konnte von den Trupps schnell unter Kontrolle gebracht werden. Es folgten umfangreiche Lüftungsmaßnahmen, um das Gebäude vom Brandrauch zu befreien und den Einsatzkräften mehr Sicht zu verschaffen. Alle Etagen des Hauses wurden von weiteren Atemschutztrupps erneut abgesucht, um endgültig sicherzustellen, dass sich keine Bewohner mehr im Gebäude befanden. Ebenso wurden die Nachbargebäude kontrolliert, da aufgrund offen stehender Fenster zunächst nicht ausgeschlossen werden konnte, dass der Brandrauch auch in diese Häuser gezogen war. Hier konnte schnell Entwarnung gegeben werden.

Am Ende waren 11 Trupps - also 22 Einsatzkräfte - unter schwerem Atemschutz im Einsatz. Die Bewohner des Hauses wurden im Verlauf des Einsatzes vorübergehend in der naheliegenden Polizeiwache untergebracht. Dort standen ihnen Kräfte der Psychosozialen Notfallversorgung zur Seite. Das Ordnungsamt der Stadt Warstein kümmerte sich um die weitere Unterbringung der Betroffenen. Für die Untersuchung der Bewohner und für den vorsorglichen Schutz der Einsatzkräfte waren drei Rettungswagen, ein Notarzteinsatzfahrzeug sowie der Leitende Notarzt und der Organisatorische Leiter Rettungsdienst vor Ort.

Einen großen Dank möchte die Feuerwehr der Stadt Warstein den umsichtigen Anwohnern aussprechen: Ohne dazu aufgefordert werden zu müssen, fuhren sie sofort zu Einsatzbeginn ihre am Straßenrand geparkten Autos zur Seite, um der Feuerwehr ausreichend Platz zu verschaffen. Die Zusammenarbeit mit den Anwohnern lief vorbildlich.

Dank gilt auch den Kräften des Deutschen Roten Kreuzes - Ortsverein Warstein, die für die Verpflegung der Einsatzkräfte angerückt waren und sie mit Heiß- und Kaltgetränken versorgten.

Mitarbeiter der Feuerwehrtechnischen Zentrale (FTZ) des Kreises Soest rückten ebenfalls an: Mit dem Abrollbehälter „Atemschutz“ wurden noch an der Einsatzstelle die verbrauchten Atemschutzgeräte und -Masken gegen frisches Material getauscht, um die Feuerwehrfahrzeuge umgehend für den nächsten Einsatz bereitzumachen.

Zudem wurden mit einem weiteren Fahrzeug im Rahmen des neuen "PSA-Konzeptes" der Feuerwehren und Kommunen im Kreis Soest saubere Einsatzjacken und -Hosen gebracht, damit die Atemschutzgeräteträger, deren persönliche Schutzausrüstung im Einsatz von Ruß und Brandrauch verschmutzt wurde, weiterhin einsatzfähig bleiben. Die Ersatz-Schutzausrüstung wird im Bedarfsfall verwendet. Die kontaminierte Schutzausrüstung wird im Rahmen des Hygiene-Konzeptes der Feuerwehr Stadt Warstein einer Spezialreinigung zugeführt, in der sie gleichzeitig auf mögliche Beschädigungen kontrolliert wird. Die verschmutzte Einsatzkleidung wurde vor Ort von den Einsatzkräften abgelegt, für die Reinigung luftdicht verpackt und gegen Trainingsanzüge getauscht.

Gegen 00.45 Uhr war der Einsatz für die Feuerwehr beendet. An den Standorten wurde in weiteren Schritten die Einsatzbereitschaft wiederhergestellt, sodass die letzten Kameraden erst tief in der Nacht wieder zu Hause waren.

Zur Ursache des Brandes kann die Feuerwehr keine Angaben machen. Die Kriminalpolizei hat ihre Ermittlungen aufgenommen.

Im Einsatz: Löschzug Warstein, Löschzug Belecke, Löschgruppe Suttrop, Löschgruppe Hirschberg, ELW-Gruppe, Leiter der Feuerwehr; DRK Warstein; Ordnungsamt Warstein; stellv. Kreisbrandmeister; Rettungsdienst Kreis Soest; FTZ Kreis Soest; Psychosoziale Notfallversorgung; Kreispolizeibehörde Soest

Hinweise zur Einsatzberichterstattung